Mit der Gründung des St. Hildegardis-Gymnasiums 1954 setzte der Katholische Bildungsverein Duisburg eine schulische Tradition fort, die von den Nationalsozialisten 1938 durch eine zwangsweise Schließung abgebrochen worden war. Bis dahin hatten die Schwestern „Unserer Lieben Frau“ das damalige „Oberlyzeum an der Grünstraße“ mit Erfolg geleitet.
Das Hildegardis-Gymnasium erhielt 1960 die Anerkennung als „Vollanstalt“ und wurde 1965 „Private Ersatzschule“. Damit berechtigte das hier abgelegte Abitur zum Studium an Hochschulen und Universitäten. Ein Jahr zuvor hatte das Bistum Essen die Trägerschaft der Schule übernommen, um eine langfristige finanzielle Sicherung zu gewährleisten.
In nur wenigen Jahren entwickelte sich das Hildegardis-Gymnasium zu einer der besten und meist besuchten Schulen der Stadt. Die Duisburger, aber auch immer mehr Bürger der Nachbarstädte, schätzten die im Schulprofil angelegte Kombination von neu- und altsprachlicher Bildung, christlicher Erziehung und Leistungsbezogenheit.
Der Erfolg des Schulkonzepts war auch an den kontinuierlich steigenden Schülerzahlen ablesbar. Eine Vergrößerung des Schulgebäudes wurde jetzt erforderlich, zumal 1968 ein naturwissenschaftlicher Zweig hinzugekommen war.
Nach Fertigstellung des Neubaus im Jahre 1976 verfügte das Hildegardis-Gymnasium nicht nur über hochmoderne naturwissenschaftliche Fachräume, eine Bibliothek und zwei Musikräume, es hatte auch eine Tiefgarage und eine Schwimmhalle bekommen.
Trotz der in der Bildungspolitik der 1970er-Jahre propagierten und sich weitgehend durchsetzenden Koedukation, hielt das Hildegardis-Gymnasium am Gedanken der reinen Mädchenschule als berechtigter Alternative fest und hatte damit Erfolg. Die Zahl der Schülerinnen stieg bis 1981 auf 1.110 an.
Qualifizierter Fachunterricht und christliche Erziehung bildeten selbstverständlich die Schwerpunkte im Schulalltag. Aber auch die Hinführung zu sozialem Engagement wurde als Aufgabe gesehen. So führte das Hildegardis-Gymnasium 1975 als erste Duisburger Schule den „Charity-Walk“ ein, mit dem soziale Projekte in der Dritten Welt unterstützt wurden.
Die Partnerschaften mit französischen, englischen und polnischen Schulen bereiteten die Schülerinnen auf ein friedliches Zusammenleben mit den europäischen Nachbarn vor. Außereuropäische Kontakte gab es mit den USA und Israel.
Aus der ersten deutsch-israelischen Begegnung 1977 entwickelte sich ein mehr als 20-jähriger Austausch, in den im Laufe der Zeit Duisburger Kliniken und die Niederrheinische Musikschule einbezogen wurden.
Musische Begabungen wurden stark gefördert, unter anderem mit dem Erfolg, dass der Hildegardis-Chor die vom Fernsehen übertragenen Eröffnungsfeiern der „Woche der Brüderlichkeit“ und der 12. „Duisburger Akzente“ mitgestalten durfte. Große Bewunderung, auch über die Stadt- und Landesgrenzen hinaus, fanden die Inszenierungen der von Hildegardis-Schülerinnen gegründeten Tanztheatergruppe „Othello“.
Bei aller schulischen Arbeit wurde das Feiern mit der Schulgemeinde nie vergessen. Die Bälle in der Mercatorhalle hatten Tradition.
Hier wurde 1998 auch das zeitliche Zusammentreffen des 100-jährigen Bestehens des Oberlyzeums mit dem 900. Geburtstag der Hl. Hildegard von Bingen festlich begangen.
Anlässlich des Jubiläums stellte sich die Frage, was das Bleibende, das Prinzip sei, das die Schule trotz aller Umbrüche, Umschichtungen und Veränderungen seit nunmehr 100 Jahren bestehen ließ. – Es ist wohl die Ausrichtung der Schule auf christli¬che Überlieferung und Werte, die ein Fundament bilden, das nicht so leicht zu erschüttern ist und die Existenz des St. Hildegardis-Gymnasiums auch in Zukunft schützen wird.
Die ehemaligen Kollegen Ingrid Buchloh und Albert Heinemann haben eine ausführliche Studie zur Geschichte des St. Hildegardis-Gymnasiums und seiner Vorgängerschulen vorgelegt. Sie ist mit vielen historischen Fotos ausgestattet.