Sehr geehrte Eltern und Erziehungsberechtigte,
sehr geehrte Damen und Herren,

heute erhalten Sie die neue Rahmenschulordnung für die katholischen Schulen in Trägerschaft des
Bistums Essen. Mehr als 20 Jahre nach Inkraftsetzung der bisherigen Rahmenschulordnung war es
an der Zeit, die gesetzlichen Grundlagen für unsere Schulen zu überarbeiten und sie der veränderten
Schulwirklichkeit anzupassen.
Die Schulen in Trägerschaft unseres Bistums Essen sind wichtige Orte der Kirche von Essen. Als
Eltern und Erziehungsberechtigte schenken Sie uns Ihr Vertrauen, dass Ihre Kinder dort in
Gemeinschaft eine umfassende Bildung erlangen sowie wichtige Fähigkeiten erlernen, um
selbstbestimmt ein gutes, tolerantes und gerechtes Leben in Freiheit führen zu können. Dafür danke
ich Ihnen sehr! Unsere Schulen sind Orte einer traditionsverbundenen und zugleich auch zeitgemäßen
Auslegung des christlichen Glaubens.
„Christsein wird heute nur in zweierlei bestehen: im Beten und im Tun des Gerechten unter den
Menschen.“ – Diese Worte schrieb Dietrich Bonhoeffer im Mai 1944 an sein Patenkind. Bonhoeffer
hatte mit großer Leidenschaft gegen den Nationalsozialismus gekämpft und wurde ein knappes Jahr
später wegen seiner aktiven Rolle im Widerstand gegen das Hitler-Regime ermordet. Im Gefängnis
dachte er viel über das Christsein nach und hinterließ wegweisende Gedanken.
Beten und das Gerechte tun unter den Menschen – mit Blick auf unsere Gegenwart hat dieser
Anspruch an Christinnen und Christen nichts an Aktualität verloren. Wenn Christen sich so verstehen
und so leben, dann bin ich überzeugt davon, dass sie auch in Zukunft eine wichtige Stimme und
handelnde Kraft in unserer Gesellschaft sein werden. Deshalb leiten mich beide Perspektiven bei der
Entwicklung und Gestaltung unserer Kirche im Bistum Essen. Bonhoeffers Aussage zum Christsein
überzeugt mich deshalb, weil sie den Kern des Evangeliums trifft: Gott wird in Jesus Christus selbst
Mensch und spricht allen Menschen ein unbedingtes „Ja!“ zu. Unabhängig von ihrer Herkunft, ihrer
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geschlechtlichen Identität, ihrer Religion oder ihres sozialen Status sind alle Menschen von Gott
geliebt und gewollt. Niemand darf in seiner oder ihrer Würde verletzt werden. Niemals. Das
Evangelium ist ein Aufruf zur Menschlichkeit, den wir selbst in Freiheit bestätigen müssen – im Tun
des Gerechten unter den Menschen.
Dieser Gedanke prägt die Schulkultur an unseren Schulen des Bistums Essen maßgeblich: Junge
Menschen sollen ermutigt und befähigt werden, diesem Aufruf zur Menschlichkeit zu folgen. Sie
sollen freie, selbstbewusste und tolerante Menschen werden, die in dieser Welt für Mitmenschlichkeit,
Gerechtigkeit und Frieden eintreten und den christlichen Glauben als Kraftquelle und Inspiration
entdecken können.
Neben einem guten, fundierten und kompetenzorientierten Unterricht in allen Fächern bedeutet dies
auch, einen lebendigen und religionssensiblen Austausch über das zu ermöglichen, was über das
hinausgeht, was messbar und greifbar ist. Unsere Schulen eröffnen einen Raum für die Frage nach
Gott und für das, was diese irdische Welt übersteigt. Schülerinnen und Schüler sollen einen Zugang
zum christlichen Glauben finden können, zugleich aber auch die Toleranz entwickeln,
unterschiedliche Religionen und Weltanschauungen zu respektieren. Von zentraler Bedeutung ist
dabei, eine grundlegende ethische Kompetenz zu erwerben und zu einer eigenen Selbst- und
Weltdeutung zu finden. Selbstverständlich bleibt dabei die eigene Religions- und Glaubensfreiheit
unberührt. Andere Konfessionen und Religionen genießen an unseren Schulen Respekt und
Wertschätzung.
Die persönlichen religiösen Fragen, Erfahrungen und Überzeugungen der Schülerinnen und Schüler
dürfen gerne in den Schulalltag eingebracht werden. Sie stellen immer dann eine Bereicherung dar,
wenn sie die Würde anderer Schülerinnen und Schüler achten und schützen. Aber niemals darf das
Gegenteil der Fall sein. Ich bin sehr dankbar dafür, dass die Klarheit und Verbindlichkeit dieser
Ausrichtung nicht nur unsere Rahmenschulordnung prägt, sondern in vielfacher Weise in der
gelebten Schulkultur der katholischen Schulen des Bistums Essen lebendig wird.
In herzlicher Verbundenheit und mit der Bitte um Gottes Segen für Sie und Ihre Familie grüße ich Sie!
Ihr

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