Tippen gegen das Vergessen
Die Jahrgänge 9 und 10 sowie die Q2 des St. Hildegardis-Gymnasiums beteiligen sich an der Initiative #everynamecounts des Arolsen Archives und helfen dabei, die Namen von Opfern des Nationalsozialismus in eine Datenbank einzutragen.
Duisburg. „Ist das ein „e“ oder ein „a“?“, wendet sich Clara aus der 9a an ihre Nachbarin. Es geht dieses Mal aber nicht darum, die unleserliche Schrift einer Lehrkraft, einer Mitschülerin oder eines Mitschülers zu lesen, sondern darum, die Beschriftung alter Karteikarten zu entziffern. Zusammen mit anderen Religions- Geschichts- und Deutschklassen aus den Jahrgängen 9 , 10 und Q2 beteiligt sich die 9a an der Initiative #everynamecounts des Arolsen Archives. Ziel des Projektes ist es, die Dokumente von insgesamt 17,5 Millionen Opfern und Überlebenden des Nationalsozialismus in eine Datenbank einzutragen und damit nutzbar zu machen. Da beide Jahrgänge mit Tablets ausgestattet sind, ist es kein Problem, die eingescannten Dokumente auf der Homepage der Initiative zu öffnen. Teils mehrere Stunden saßen die Schüler*innen konzentriert daran, die alten Handschriften zu entziffern – jede neue Karte ein kleiner Sieg gegen das Vergessen des an den Opfern begangenen Unrechtes. Eine Arbeit, die emotional bewegend ist, auch wenn auf den Karten neben den Namen oft nur wenige Daten vermerkt sind. „Die war noch fast ein Kind“, durchbricht die arbeitsame Stille in der Klasse ein Ausruf. Einen Augenblick betroffenes Innehalten, dann geht die Arbeit weiter.
Die Klassen am SHG reihen sich mit ihrer Arbeit in die Anstrengungen von bisher 115.000 Freiwilligen ein, die bisher 7.000 000 Dokumente ausgewertet haben. Eine der betreuenden Lehrkräfte bringt den Wert dieses Projektes auf den Punkt: „In Zeiten, ihn denen ausländerfeindliche und antisemitische Äußerungen wieder zunehmen, ist es uns gerade auch als christlicher Schule wichtig, ein Zeichen für die Menschlichkeit zu setzen und das Gedächtnis an die Opfer des Nationalsozialismus wach zu halten.“ Nach einer Doppelstunde Entziffern und Eintragen von Daten ist den Schüler*innen jedenfalls anzumerken, dass diese 90 Minuten etwas mit ihnen gemacht haben, dass die 17.5 Millionen Opfer jetzt weniger abstrakt für sie sind.